Disparitäre Entwicklungen
Länderklassifikation
Entwicklungsländer | Schwellenländer | Industrieländer |
---|---|---|
stark ausgeprägter primärer Sektor | sekundärer Sektor ist maßgebliche Wirtschaftskraft | tertiärer Sektor oft > 60% |
hoher Prozentsatz an Landbevölkerung | hohe Exportzahlen | |
schlechter HDI / BNE / BIP / MPI | mittlerer HDI / BNE / BIP / MPI | hoher HDI / BNE / BIP / MPI |
Armut | Fragmentierung (arm vs. reich sehr ausgeprägt) | hohe Grundbedürfnisse (importabhängig) |
Bevölkerungsstruktur: Pyramidenform | Bevölkerungsstruktur: stationäre Form | Bevölkerungsstruktur: Urnen-form |
schlechte Nahrungs- und Trinkwasserversorgung | grundlegende Nahrungs- und Trinkwasserversorgung | sichere Nahrungs- und Trinkwasserversorgung |
starke Wirtschaftskraft |
Entwicklungsstände analysieren
Disparität
In der Geographie bezeichnet Disparität ungleiche Verteilungen oder Unterschiede innerhalb eines Raumes oder zwischen verschiedenen Räumen.
Dies kann sich auf verschiedene Merkmale beziehen, wie z.B.:
- Wirtschaftliche Disparitäten: Ungleichheiten in Einkommen, Arbeitsplätzen, Wirtschaftskraft.
- Soziale Disparitäten: Unterschiede in Bildungschancen, Gesundheitsversorgung, Lebensqualität.
- Demographische Disparitäten: Ungleichheiten in der Bevölkerungsdichte, Altersstruktur oder Wanderungsbewegungen.
- Infrastrukturelle Disparitäten: Unterschiede in der Ausstattung mit Verkehrswegen, Kommunikation oder Dienstleistungen.
Disparitäten können auf verschiedenen Maßstabsebenen auftreten (lokal, regional, national, global) und sind ein zentraler Forschungsgegenstand der Geographie, da sie die Ursachen und Folgen räumlicher Entwicklungen beleuchten.
Entwicklungsindikatoren
BNE (Bruttonationaleinkommen)
Summe aller von Inländern produzierten Waren und Dienstleistungen plus Saldo der Primäreinkommen aus dem Ausland. Misst die Wirtschaftskraft.
BIP (Bruttoinlandsprodukt)
Misst den Gesamtwert aller im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Zeigt die wirtschaftliche Leistung eines Landes.
HDI (Human Development Index)
Misst den Entwicklungsstand eines Landes anhand von Lebenserwartung, Bildung (Schuljahre) und Pro-Kopf-Einkommen (BNE).
Kritik am HDI
- keine Berücksichtigung der ökologischen Dimension
- keine Berücksichtigung von Rolle der Frau und Armut
- deswegen wurden weitere folgende Indices definiert
HSDI (Human Sustainable Development Index)
Erweitert den HDI um Nachhaltigkeitsaspekte, indem er Umweltindikatoren (z.B. CO2-Ausstoß) einbezieht, um zukunftsfähige Entwicklung zu messen.
GDI (Gender-related Development Index)
Misst geschlechtsspezifische Ungleichheiten in Bezug auf Lebenserwartung, Bildung und Einkommen, basierend auf den HDI-Indikatoren.
MPI (Multidimensional Poverty Index)
Erfasst Armut über mehrere Dimensionen wie Gesundheit, Bildung und Lebensstandard, nicht nur monetär.
HPI (Happy Planet Index)
Verbindet Wohlergehen (Lebenserwartung, Zufriedenheit) mit ökologischer Effizienz (ökologischer Fußabdruck), um nachhaltiges Wohlbefinden zu messen.
Entwicklungsstrategien
Entwicklungszusammenarbeit
- Früher: Entwicklungshilfe – finanzielle Hilfen von Industrieländern, oft "gönnerhaft".
- Heute: Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, gemeinsame, nachhaltige Projekte.
Finanzierung:
- Öffentliche Träger: Staaten, staatliche Organisationen (bi- und multilateral), WHO, UNESCO, UNICEF, Weltbank.
- Private Träger: NGOs (Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt), Kirchen, Stiftungen (aus öffentlichen Mitteln, Mitgliedsbeiträgen, Spenden).
Phasen der Entwicklungszusammenarbeit:
1960er: Nachholende Entwicklung
- Ziel: Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern fördern durch Modernisierung von Landwirtschaft, Industrie- und Infrastrukturausbau (Großprojekte (Leuchtturmprojekte) wie Assuanstaudamm).
- Idee: Trickle-Down-Effekt – Gewinne und Arbeitsplätze sollten sich ausbreiten.
- Kritik: Nicht an lokale Verhältnisse angepasst, nur wenige profitierten, neokoloniale Interessen der Industrieländer.
1970er: Grundbedürfnisbefriedigung
- Ziel: Direkte Versorgung mit Nahrung, Slumsanierung, Bildung, Schaffung von Handwerksarbeitsplätzen.
- Kritik: Keine Ursachenbekämpfung, machte Situation nur erträglich.
Hilfe zur Selbsthilfe – Beispiel Mikrokredite
- Ursprung: Muhammad Yunus (Grameen Bank).
- Prinzip: Kleine Kredite (bis 1000€) für Existenzgründungen (Gewerbe, Farmen).
- Ziel: Langfristiger Weg aus Armut, hohe Eigenverantwortung und Motivation (vornehmlich an Frauen).
- Kritik: Zweifel an Wirksamkeit (kaum rentabel, Zweckentfremdung), Abhängigkeit von Banken, Verschuldungsgefahr.
1980er: Marktöffnung
- Ziel: Öffnung der Märkte für den Welthandel, Schuldenabbau durch neue, niedrig verzinste Kredite.
- Problem: Oft Übernutzung von Ressourcen und Raubbau.
1990er: Nachhaltige Entwicklung
- Ziel: Zukünftige Wirtschaftsentwicklung ökonomisch, sozial und ökologisch verträglich gestalten. Menschenwürdiges Leben für alle ohne Gefährdung des Lebensraums.
- Konzept: AGENDA 21 (Armutsbekämpfung, nachhaltige Ressourcennutzung, Klimapolitik).
- Ansatz: Demokratische Strukturen, gemeinsame Projekte mit NGOs, Fachleuten, Betroffenen (Miteinander statt Top-Down).
- Kritik: Keine konkreten Ziele für Dauer, Finanzierung und Verantwortung.
- Folge:
- 2000: 8 Millenniumsziele
- 2015: 17 Sustainable Development Goals (SDGs)